Ouvertüre

Es begann damit, dass wir am Umzug zum Schlossfest teilnehmen wollten. Merseburg hatte in der Ottonenzeit eine besondere Bedeutung, so gestaltet sich der alljährliche Festzug historisch. Uns waren die Rollen von Prinz Sven von Dänemark nebst Gattin zugedacht. Neugierig sammelten wir Informationen über diese Personen. Sie sind wohl nie wirklich in Merseburg gewesen, aber das bremste unsere Nähwut und Lesefreudigkeit nicht, selbst die dänische Botschaft war vor uns nicht sicher! Mit Besessenheit versuchten wir, so authentisch wie möglich zu arbeiten. Unsere Gewänder sind meist aus Leinen oder Wolle und weitestgehend handgenäht. Inzwischen fertigen wir auch die Borten selbst, Nestellöcher sind handgenäht, Nesteln und die ersten Schuhe selbstgemacht.


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Beruf oder Leidenschaft?

Ich werde manchmal gefragt, ob ich von Beruf Schneiderin bin.
Nein, bin ich nicht. Es fing eigentlich ganz harmlos mit Puppenkleidern an zu einer Zeit, als bei uns eine alte Tante öfter zu Besuch kam und für meine Mutter nähte. Meine Mutter war es, die mich an ihre Singer lies mit den Worten: „Wenn du rückwärts trittst und der Faden reißt, fängst du wieder von vorn an.“ Sie war es auch, die die Vorliebe für Naturfasern auf mich übertrug. Leinen, Wolle und Seide waren immer etwas Besonderes. Nach Nähversuchen zum Fasching waren die Sachen für Jugendweihe und Konfirmation die ersten „richtigen“ Stücke, die entstanden. Für Schulfreunde und Studienkolleginnen habe ich dann auch genäht. Durch das Lederwarenstudium kam die Täschnerei hinzu.
Ich habe so ungefähr alles genäht, was sich machen lässt: Lätzchen, Polsterbezüge, Fahnen, Motorradanzüge, Zimmerdeko, Winterjacken.
Und da man die Nähmaschine nicht immer mitschleppen kann:
Bergeweise gestrickte Pullover, Häkelei, Stickerei, Paillettenstickerei, etwas Weberei und Spinnerei, Filzerei, Seidenmalerei, Floristik. Beruflich kam dann noch Multimediadesign hinzu: Webseiten, Plakate, Logos usw. Nicht zu vergessen: Einen entscheidenden Anstoß gab auch für all dies die (anfangs eingeschmuggelten) Modezeitschriften von „Burda“. Jetzt sind die Tage einfach zu kurz, um alle Ideen umzusetzen.


Nähwut